Geschichte

Geschichte der Hirsmontagstanne

Der Ursprung der Hirmontagstanne geht bis in die alemannische Zeit oder noch weiter zurück. Der Brauch deutet auf die Armut der damaligen Bevölkerung hin, die zu jener Zeit von Haus zu Haus und von Hof zu Hof marschierte, um für eine Gabe zu betteln. Früher erhielten diese Leute meistens Hirse, das Hauptgetreide von damals. An Stelle dieses “Gewächses” erhält die Hirsmontagsgesellschaft, die heute die arme Bevölkerung symbolisiert, eine Tanne aus dem Burgerwald! Die schönste und mächtigste soll es jedes Mal sein! Später kam diesem Brauch noch eine weitere Bedeutung hinzu. Der alte Baum der unzähligen Gewittern und Unwettern trotzte, wird jeweils an den Meistbietenden verkauft. Mit dem Erlös finanzieren die ledigen Burschen einen Umzug durch die Nachbargemeinden. Dabei präsentieren sie die mächtige Fichte, ihren ganzen Stolz! Gleichzeitig sollen alle Zuschauer (und hier sind vor allem die ledigen Frauen gemeint) sehen, dass es in Wattenwil nicht nur schöne Tannen hat, sondern auch bemerkenswerte Junggesellen, die noch zu haben sind. Die Organisation der Tannenfuhr die nur alle 10 Jahre durchgeführt werden kann, muss selbständig von den ledigen Burgern und “Ausburgern” zwischen 18 und 100 Jahren realisiert werden. Hoffen wir, dass dieser einmalige und nicht alltägliche Brauch noch viele Jahrzehnte überlebt und ein ewiger Bestandteil der Gemeinde Wattenwil und Ihrer Junggesellen bleibt.

Die Tannenfuhr am Hirsmontag auf dem Land

Neben den obligaten «Chüechli» dominierte am Hirsmontag im Berner Mittelland vom 19. bis weit ins 20. Jahrhundert die von der älteren Generation geförderte Tannenfuhr. Einzelne Orte im Seeland, im Oberaargau, im Schwarzenburgerland und vor allem in der Umgebung von Thun hängen stärker an der Tradition und bilden heute Brauchinseln in einem einst weiten, zusammenhängenden Gebiet. Doch auch hier wird das Zusammengehörigkeitsgefühl unter den ledigen Burschen immer schwächer; viele sind nicht mehr bereit, gemeinsam für die Realisation einer Idee einzustehen; individuelle Interessen und Pflichten gehen vor. So stirbt altes Brauchtum langsam ab. 1801 stellten die Jünglinge von Münsingen und Toffen das Gesuch, ihren Hirsmontagszug in der Stadt zeigen zu dürfen. Die Munizipalität von Bern so hiess die damalige Stadtregierung lehnte ab: die Erfahrung lehre, dass solche Umzüge stets mit unanständigen Mummereien, Betteleien und Auftritten aller Art verbunden seien, die allen vernünftigen und gesitteten Leuten ärgerlich sein müssten. Hingegen gestattete die Munizipalität die kostümierten und maskierten Einzüge der Jünglinge aus den Nachbargemeinden Berns an den Ostermontagsfeiern. Heute werden in Wattenwil und Amsoldingen nahe bei Thun noch alle zehn Jahre Tannenfuhren am Hirsmontag durchgeführt, in Oberhofen bei Thun alle drei Jahre. Dort nennt man die Fuhr mundartlich «Burgerchnebu». In Thierachern wurde am «Hirschmontag» 1980 nach 14 Jahren Unterbruch wieder eine Tanne ins Dorf geführt, mit einem Halt in Uetendorf. Die begleitenden Figuren der Tannenfuhr haben sich seit dem 18. Jahrhundert vielerorts erstaunlich gut erhalten.